Das liebe Geld
Was soll denn Geld mit Naturschutz zu tun haben? Und hat der DVA überhaupt eine Geld-Reserve?
Wir sind ein gemeinnütziger Verein und dürfen (und wollen) als solcher nicht gewinnorientiert agieren. Allerdings stellen wir unseren Gästen in unserem Kanucamp, den Besuchern unserer Kurse sowie unseren eigenen Mitgliedern auch vielfältige und vielzählige Materialien zur Verfügung, die nicht nur angeschafft und unterhalten werden, sondern bei Bedarf auch ersetzt und erneuert werden müssen.
Das weiß auch der Gesetzgeber und erlaubt es deshalb - ohne die Gemeinnützigkeit zu gefährden - zweckgebundene und in kleinem Maße auch freie Rücklagen anzulegen.
Daneben gehen bei uns jährlich einige Euro ein (Mitgliedsbeiträge, Kursgebühren, Campmieten ...) und auch wieder weg (Neuanschaffungen, Übungsleitervergütungen, Mieten, Versicherungen ...).
Um das alles zu bewerkstelligen, braucht man Partner.
Wir haben uns dafür entschieden auch das nicht mit beliebigen Partnern zu tun, sondern uns für alle Bankgeschäfte zwei Partner gesucht, hinter deren Konzept wir stehen können.
Dies sind die örtliche Sparkasse, weil wir damit das lokale Engagement dieser Institutionen unterstützen möchten (Was wir sicher auch bei örtlichen Raiffeisen- bzw. Volksbanken hätten tun können). Die Sparkasse Südwestpfalz führt unser Girokonto, ein Geldmartkonto sowie zwei Sparkonten (Zuwachssparen).
Daneben haben wir uns aber auch entschlossen, eine Bank zu unterstützen (und uns von ihr unterstützen zu lassen), die sich soziale und umweltpolitische Verantwortung zum Ziel gesetzt hat - die GLS-Bank.
Hier haben wir nicht nur Rücklagen deponiert, mit denen die GLS-Bank Kredite für soziale Einrichtungen und umweltschützende Projekte vergibt, sondern wir sind auch Mitglied geworden.
Wer sich über die Ziele und Wirkungen der Bankgeschäfte der GLS-Bank informieren will, findet hier den Nachhaltigkeitsbericht für das Jahr 2021.
Und somit komme ich zur ersten einleitenden Frage: Geld und Naturschutz?
In den letzten Monaten - seit der Zins im Keller ist - wird so unheimlich viel dummes Zeug in den Medien verbreitet, dass ich es manchmal kaum noch ertragen kann. Da ist von "Enteignung der Sparer" und ähnlichem Unsinn die Rede. Niemand scheint sich Gedanken zu machen - oder machen zu wollen, was Zinsen in einem Finanzsystem für Wirkungen haben und wem Zinsen nutzen (oder schaden).
Hast du dich auch schon mal gefragt, warum unsere Wirtschaft immer wachsen muss, damit es uns nicht schlechter geht? Das scheint doch ein Widerspruch zu sein, denn bei Wachstum müsste es allen besser gehen und bei Nullwachstum allen - über die Zeit gesehen - nicht besser, aber auch nicht schlechter - oder?
Und kannst du mir ein natürliches System nennen, das auf dauerndes, dazu noch exponentielles Wachstum (und dies wird durch den Zinsenzins-Effekt benötigt) gegründet ist und nicht sehr schnell unter dieser Bedingung zusammen bricht?
Solche Systeme gibt es nicht, bzw. wenn sie entstehen, gehen sie auf Grund der Notwendigkeit des exponentiellen Wachstums schnell kaputt. Das wird auch mit unserem Finanzsystem passieren, wenn wir es nicht von Grunde reformieren.
Warum ist das so?
In einem System mit exponentiellen Wachstum (und das Zinssystem ist durch den Zinsenzinseffekt ein solches) kommt es immer, in mehr oder weniger kurzer Zeit, zu Verdopplungen. So verdoppelt sich der gesparte Geldbetrag bei einem Zinssatz von 5,076 % alle 14 Jahre - Zinssätze, wie sie vor nicht all zu langer Zeit auf langfristige Anlagen durchaus üblich waren und Zinssätze, wie sie sich Griechenland für die benötigten Kredite gewünscht hätte, die Griechen mussten - ähnlich wie viele deutsche "Häusle-Bauer" erheblich höhere Zinssätze aufbringen.
Wenn nun aber die Zinslast groß ist, so muss dieses Geld erwirtschaftet werden, das bedeutet, auch die Wirtschaft muss exponentiell wachsen (durch unser aktuelles Wirtschaftswachstum im Euroraum von 1,5 % verdoppelt sich die Wirtschaftsleistung in knapp 50 Jahren). Das hat dann aber kein Wachstum des allgemeinen Wohlstands zur Folge, sondern damit werden nur die Zinsen aufgebracht, die die Geldgeber verlangen.
Nun denkt der schlaue Milchjunge und sein weibliches Pendant, na super, da bin ich ja fein raus, ein Häuschen muss ich nicht abbezahlen, mein Auto war ein Gebrauchtes und konnte vom Sparbuch bezahlt werden und mein tolles Smartphone gab es für 0,- Euro bei Blablaphone - ich schulde niemand etwas und muss keine Zinsen zahlen. Dafür kann ich mich gemütlich über die jährliches Zinsgutschriften auf meinen Sparkonten freuen. Ich profitiere von den Zinsen.
Leider geht diese Rechnung nicht auf, denn unsere Milchkinder vergessen, dass sie in allem was sie kaufen, einen Zinsanteil bezahlen, denn der Bäcker hat seine neue Backstube mit einem Kredit finanziert, der Lebensmittelladen wird von LKWs beliefert, die der Spediteur mit Krediten gekauft hat, das neue Klärwerk der Gemeinde wurde durch höhere Schulden finanziert und und und ... Das bedeutet diese ganzen zu zahlenden Zinsen werden natürlich eingepreist und dann von unseren Milchḱindern mitbezahlt.
Also lieber Milchjunge und liebes Milchmädchen setze dich nochmals an deine Rechnung - und setze dieses mal aber alle relevanten Posten ein!
So kommt ihr beiden schnell zu der Erkenntnis, dass bei einem durchschnittlichen Zinssatz von 5 % in allem Konsum etwa 40 % Zinsanteil stecken. Und jetzt müssen die beiden nur noch überschlagen, was sie im Jahr so fürs Leben und Luxus ausgeben, das durch 100 teilen und mit 40 mal nehmen. Und wenn sie als durchschnittliche Konsumenten dann eine Zahl heraus bekommen, die kleiner ist, als das, was ihnen die Banken jemals in einem Jahr (auch in Jahren mit sehr hohen Zinses auf Ersparnisse) gut geschrieben haben, dann gehören sie zu der kleinen Gruppe von Superreichen, die als einzige von hohen Zinsen profitieren, weil sie über ausreichend hohes Anlagevermögen verfügen. Und das ist bei durchschnittlichen Milchkinder-Einkommen extrem unwahrscheinlich.
Was heißt das?
Durch die Zinsen muss unsere Wirtschaft immer wachsen und das in einem Maße, das vor allem auch für die Umwelt nicht gut sein kann - und wie wir immer deutlicher erkennen, auch nicht gut ist.
In einem solchen System sind wir gefangen und es zeigt sich nirgends auch nur ein Hoffnungsschimmer am Horizont. Und wer die Zinssenkungen der europäischen Zentralbank als solchen sieht, verkennt, dass die nur den hoch verschuldeten Staaten helfen soll, halbwegs am Leben zu bleiben und damit den Geldgebern ermöglichen ihr Geld zurück zu bekommen. Mit Umweltschutz haben Herr Draghi und seine Nachfolgerin nun wirklich nichts am Hut.
Aber sie haben den kleinen, nützlichen Nebeneffekt, dass dadurch ein wenig Luftholen im Wachstumswahn möglich ist und eigentlich an ein Umsteuern gedacht werden könnte - wenn dies gewollt wäre.
Dass es dabei nicht nur um eine Abschaffung der Zinsen, sondern viel weiter gehende Veränderungen handeln muss, sollte klar sein.
Doch das ganze Jammern über Umstände, die wir unmittelbar nicht ändern können, nutzt nichts, dafür können wir aber wenigstens schauen, dass mit unserem Geld - den gesetzlich erlaubten Rücklagen des DVA - ökologisch und sozial Sinnvolles geschieht. Und deshalb haben wir unser Geld der GLS-Bank anvertraut und unterstützen sie durch unsere Mitgliedschaft.
Wer sich weitergehend informieren will, dem seien folgende Veröffentlichungen empfohlen:
- Berger, Wolfgang: "Der Finanzsektor gefährdet unsere Sicherheit"
- Creutz, Helmut: "Vom Hochzins zum Null- und Negativzins"
- Kennedy, Margreth: "Geld ohne Zinsen und Inflation"